Massive Auswirkungen der Corona-Krise verzeichnen die Handwerksbetriebe in Ostsachsen. So berichten die Unternehmen von Umsatzrückgängen, Auftragsstornierungen, ausbleibendem Material sowie fehlendem Personal in Folge der Pandemie. In Online-Befragungen legten die Unternehmen dar, wie groß die Einschnitte sind, denen sie sich gegenüber sehen und wie groß die Herausforderungen sind, die sie zu bewältigen haben.
63 Prozent der Handwerksbetriebe berichten von Umsatzrückgängen, mehr als jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) registriert Auftragsstornierungen. 35 Prozent der Betriebe müssen krisen-bedingt auf Personal verzichten, zwei von zehn Unternehmen (23 Prozent) beklagen fehlendes Material und fehlende Vorprodukte.
Jedes fünfte Handwerksunternehmen in Ostsachsen musste zwischenzeitlich wegen behördlicher Anordnungen schließen.
„Diese Zahlen sind beispiellos“, unterstreicht Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. „Weder die Flutkatastrophen in Sachsen noch die Auswirkungen der Finanzkrise lassen sich mit den Folgen, die wir heute sehen, vergleichen.“
Hinzu kommt: Nach ihren Erwartungen für die Zukunft befragt, berichten aktuell fast drei von zehn Unternehmen (28 %), dass die Auswirkungen der Corona-Krise auf ihr wirtschaftliches Handeln in jüngster Zeit zugenommen haben.
Konjunkturpakte gefordert
Um die Auswirkungen der Corona-Krise zu bewältigen, fordert die Handwerkskammer Dresden ein umfangreiches Konjunkturpaket in Sachsen. „Der Freistaat hat bei den Zuschüssen gespart. Das eingesparte Geld muss nun bei den Konjunkturmaßnahmen obendrauf“, sagt Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden.
Es gehe darum, dass der Freistaat wie angekündigt den betroffenen Unternehmen eine zweite und eine dritte Luft zum Wirtschaften verschaffe. Denkbar sei etwa eine deutliche Ausweitung des erfolgreichen Programms Regionales Wachstum. Ebenso müssten Investitionsvorhaben der Betriebe stärker finanziell gefördert werden. Um Konsum-Anreize zu setzen wäre ein Gutscheinsystem denkbar für die Inanspruchnahme von regionalen handwerklichen Dienstleistungen.
Staatsregierung und Kommunen seien des Weiteren in der Pflicht die öffentliche Verwaltung handlungs- und leistungsfähig auszugestalten. Dittrich: „Haushaltsperren, wie sie nun immer öfter verhängt werden, sehen wir kritisch, denn sie ziehen die Krise noch länger in die Zukunft.“ Es besteht die erhöhte Gefahr, dass nach dem Sommer zu einem Auftragsabriss kommt – die öffentliche Hand also keine Investitionen mehr anschiebt. „Wenn derzeit das Home-Office die Leistungsfähigkeit einer Behörde mindert, ist das das eindeutig falsche Signal.“
Dem Gastronomiegewerbe hilft die Bundesregierung mit einer Mehrwertsteuersenkung. „Angesichts der Umsatzausfälle insbesondere im Fleischerhandwerk und im Bäckerhandwerk fordern wir den gesenkten Mehrwertsteuersatz auch in diesen Branchen. Es wäre nur gerecht“, sagt Jörg Dittrich. Viele Bäckereien und Fleischereien unterhalten Cafés bzw. Imbisse, die im Zuge der Beschränkungen ebenfalls geschlossen bleiben mussten. Friseurbetriebe, denen ihr Handwerk über Wochen ebenfalls untersagt war, wäre mit einem gesenkten Mehrwertsteuersatz ebenfalls geholfen.
Ferner dürfe das Thema Ausbildung nicht vernachlässigt werden. Umsatzeinbußen und Auftragsrückgänge lassen viele Handwerksfirmen derzeit vorsichtig agieren und Zurückhaltung üben. Die längere Schließung der Schulen sowie die Corona-bedingte Absage von Veranstaltungen zu Berufsorientierung und Karrierechancen sind erschwerende Faktoren, die das Thema Ausbildung etwas in den Hintergrund haben rücken lassen. „Daher regen wir an, dass ausbildende Betriebe von der sechswöchigen Fortzahlungspflicht der Ausbildungsvergütung befreit werden und dadurch auch Kurzarbeitergeld für Azubis ab dem ersten Tag ermöglicht wird“, betont der Präsident der Handwerkskammer Dresden.