Ernüchterung im Handwerk: Die Konjunktur stagniert. Handlungsbedarf ist hoch – auch in Sachen Ausbildung

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden: „Ein Weiter-so darf es nicht geben. Nötig sind spürbare Änderungen“

 

Die wirtschaftliche Lage des Handwerks in der Region bleibt angespannt. Die Stimmung in den Unternehmen ist gedrückt, es fehlen die Aufbruchssignale, die einen Weg aus der Stagnation zeigen. Dies sind die Ergebnisse der Konjunkturanalyse der Handwerkskammer Dresden für den Herbst 2025.

Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, hebt mit Blick auf die Zahlen der Konjunkturanalyse hervor: „Die Herbstbelebung ist zum wiederholten Male ausgefallen. Ein Aufschwung ist weiter nicht in Sicht. Stattdessen ist die Stimmung gedrückt. Denn seit drei Jahren dümpelt die wirtschaftliche Entwicklung dahin. Es ist eine Seitwärtsbewegung entstanden ohne Dynamik.“

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, hebt angesichts der trüben Konjunkturaussichten hervor: „Ein Weiter-so darf es nicht geben. Nötig sind jetzt spürbare Veränderungen. Es braucht Entscheidungen, die rasch im Alltag der Unternehmen ankommen und die Betriebe spürbar entlasten: bei Bürokratie, Energiepreisen, Sozialabgaben. Wer jetzt nicht handelt, gefährdet nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch das Vertrauen der Betriebe in die politische Handlungsfähigkeit.“

Ergebnisse der Konjunkturanalyse für den Herbst 2025[1]

Der Geschäftsklimaindex im ostsächsischen Handwerk steht aktuell bei 103 Punkten. Das bedeutet eine Verschlechterung von einem Punkt gegenüber dem Vorjahr und einem Verlust von vier Punkten gegenüber dem Frühjahr. Seit dem Frühjahr 2023 bewegt sich die Konjunktur damit nur noch seitwärts. Anzeichen für eine Erholung der Lage fehlen.

Im Kammerbezirk Dresden bezeichnen heute nur noch 37 Prozent der Handwerksfirmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut. 17 Prozent charakterisieren sie hingegen als schlecht, 21 Prozent erwarten zukünftig eine schlechtere Geschäftslage.

Die Umsätze im Gesamthandwerk gehen weiterhin zurück. 27 Prozent der Befragten melden gesunkene Umsätze, während nur 13 Prozent mehr Umsatz gemacht haben – die Umsatzentwicklung ist also weiterhin im Saldo negativ.

Ein ähnliches Bild gibt es bei der Auftragslage. Auch die Auftragsentwicklung ist im Saldo deutlich negativ, 31 Prozent der Betriebe mit rückläufigen Auftragseingängen stehen nur 10 Prozent mit steigender Nachfrage gegenüber. Drei von zehn Unternehmen sprechen inzwischen von einem unterdurchschnittlichen Auftragsbestand. 28 Prozent der Befragten erwarten einen Auftragsrückgang.

Die Investitionsbereitschaft der Betriebe bleibt weiterhin eher gering. Nur zehn Prozent der Befragten geben an, im letzten Quartal mehr investiert zu haben. Dagegen erklären 36 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen zurückgefahren zu haben und 41 Prozent der Befragten erwarten dies zukünftig zu tun.

Einen leicht negativen Trend gibt es bei den Beschäftigtenzahlen. Nur elf Prozent der Befragten haben ihre Belegschaft im vergangenen Quartal vergrößert, während 14 Prozent Mitarbeiter verloren haben. Diese Werte haben sich im Vorjahresvergleich fast nicht verändert. Lediglich drei Prozent der Befragten planen die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter, während zwölf Prozent einen Rückgang der Belegschaft erwarten. Während die Firmen versuchen ihre Beschäftigtenzahlen zu halten, machen sich die Auswirkungen des demografischen Wandels immer deutlicher bemerkbar. Das heißt ältere Arbeitnehmer gehen in den Ruhestand und müssen ersetzt werden.

Die Entwicklung der Einkaufs- und Verkaufspreise hat an Dynamik gewonnen. Jeder zweite befragte Unternehmer beobachtet steigende Einkaufs-preise, das sind 5 Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. Rund ein Viertel der Betriebe hat daher ihre Verkaufspreise bereits erhöht, 40 Prozent planen dies.

Die komplette Konjunkturanalyse finden Sie unter:
www.hwk-dresden.de/konjunktur

Nachwuchsgewinnung und berufliche Bildung im Handwerk

Das Handwerk setzt auf die Ausbildung. Sie ist der Schlüssel der Unternehmen für ihre Fachkräftesicherung.

Die Unternehmen wollen ausbilden, stehen dabei aber vor vielfältigen Herausforderungen. Die wirtschaftliche Lage einerseits und der Mangel an geeigneten Bewerbern andererseits setzen den Ausbildungsmarkt von zwei Seiten unter Druck.

Jörg Dittrich betont: „Besser machen – statt weiter so, muss die Losung lauten. Die duale Berufsausbildung ist das Alleinstellungsmerkmal von Deutschland in der Welt und ein Erfolgsmodell. Sie ist der Schlüssel zur Fachkräftesicherung und sie ist das Fundament für die wirtschaftliche Kraft Deutschlands. Sie zu stärken und somit die Fachkräftesicherung zu stärken ist daher die zentrale bildungspolitische Herausforderung für die sächsische Landesregierung und für die Bundesregierung.“

Die Handwerkskammer Dresden setzt sich dafür ein:

  • Die Gleichwertigkeit zwischen dualer und akademischer Bildung
    gesetzlich zu verankern.
  • Eine Exzellenzinitiative Berufliche Bildung auf den Weg zu bringen, um insbesondere die finanzielle Ausstattung der an der dualen Ausbildung beteiligten Akteure nachhaltig zu stärken.
  • Die Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen flächendeckend auszubauen – insbesondere in den Gymnasien.
  • Die praktischen Erfahrungen von Schülern in den Betrieben zu fördern und im Schulalltag stärker zu integrieren, z. B. durch feste Praxistage, zusätzliche Pflichtpraktika und einer Prämie für Ferienpraktika.
  • Eine auskömmliche Finanzierung der Berufsorientierung, der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung und der Bildungsstätten des Handwerks
  • Den qualitativen und quantitativen Ausbau von Azubiwohnangeboten.
  • Dass Fördermittel für die berufliche Bildung aufgestockt werden, um bspw. Weiterbildungsstipendien adäquat zu finanzieren.

[1] Für die Konjunkturanalyse wurden vom 4. bis 29. September 3.010 Betriebe im Kammerbezirk Dresden, zu dem die Landeshauptstadt Dresden sowie die Landkreise Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gehören, befragt. Die Rücklaufquote der Befragung betrug rund 19 Prozent. Damit sind Umfrageergebnisse repräsentativ.


[1] Für die Konjunkturanalyse wurden vom 4. bis 29. September 3.010 Betriebe im Kammerbezirk Dresden, zu dem die Landeshauptstadt Dresden sowie die Landkreise Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gehören, befragt. Die Rücklaufquote der Befragung betrug rund 19 Prozent. Damit sind Umfrageergebnisse repräsentativ.