Die Konjunktur tritt weiter auf der Stelle – Handwerk legt konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau vor

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden: „Es gibt keine Ausreden mehr. Die Veränderung muss kommen."

Die Wirtschaft in der Region kommt weiterhin nicht in Fahrt. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturanalyse der Handwerkskammer Dresden für das Frühjahr 2025. Zudem leidet das Handwerk weiter stark unter der hohen Bürokratiebelastung. In beiden Fällen macht die Handwerkskammer Dresden konkrete Vorschläge, um die Stimmung in den Unternehmen zu verbessern und ihre Belastung durch Dokumentationen und Nachweispflichten signifikant zu verringern.

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, betont: „Es gibt keine Ausreden mehr. Die Wirtschaft muss wieder Chefsache sein. Sie muss oberste Priorität genießen. Denn es bedarf großer struktureller Reformen, damit die Konjunktur an Fahrt gewinnt.“ So fordert Dittrich Veränderungen ein in der Wirtschaftspolitik und eine Neujustierung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Bei der Bürokratiebelastung macht er klar: „Der Überregulierung muss Einhalt geboten werden. Erst wenn die Handwerksmeister und Handwerksmeisterinnen wirklich wieder mehr Zeit fürs Handwerk haben, ist der Bürokratie-Rückbau wirklich erfolgreich gelungen.“

Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, hebt mit Blick auf die Zahlen der Konjunkturanalyse hervor: „Die Gesamtkonjunktur im ostsächsischen Handwerk tritt auf der Stelle. Die Geschäftslage stagniert. Den Unternehmen fehlt es aktuell an Optimismus für die Zukunft.“ So überwiege weiterhin die Skepsis in den Firmen. „Es gibt mehr Unternehmen, die pessimistisch in die Zukunft schauen, als Firmen, die optimistisch nach vorn blicken.“

Ergebnisse der Konjunkturanalyse für das Frühjahr 2025

Der Geschäftsklimaindex im ostsächsischen Handwerk steht aktuell bei 107 Punkten. Das sind drei Punkte mehr als vor einem Jahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 – also vor fünf Jahren – stand der Index noch bei 123 Punkten. Das leichte Plus von lediglich drei Punkten im Geschäftsklima ist nur auf die minimale Verbesserung der Geschäftserwartungen zurückzuführen. Die Geschäftslage hat sich hingegen weiter eingetrübt.

Die Geschäftslage der Unternehmen im Handwerk hier in der Region hat sich leicht verschlechtert. Bezeichneten im Herbst noch 45 Prozent der Firmen ihre aktuelle Lage als gut, sind es heute nur noch 36 Prozent. Die Zahl der Unternehmen, die ihre Lage als schlecht bewerten stieg von 15 auf 17 Prozent. Während 15 Prozent der befragten Unternehmen eine Verbesserung ihrer Lage erwarten, glauben 19 Prozent an eine Verschlechterung.

Die Umsatzentwicklung im Gesamthandwerk im Kammerbezirk Dresden bleibt im Saldo negativ und hat sich im Vorjahresvergleich nochmals verschärft. Während der Anteil der Befragten mit sinkenden Umsätzen bei 37 Prozent verbleibt, sinkt der Anteil an Betrieben mit steigenden Umsätzen von 18 auf 13 Prozent.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Auftragsentwicklung. Auch sie hat sich verschlechtert und bleibt im Saldo negativ. Der Anteil der Betriebe mit einem steigenden Auftragseingang hat sich im Vorjahresvergleich von 17 auf 13 Prozent verringert, während sich der Anteil der Betriebe, die sinkende Neuaufträge melden, von 34 auf 36 Prozent gestiegen ist.

Die Investitionsbereitschaft der Betriebe bleibt weiterhin eher gering. Nur zehn Prozent der Befragten geben an, im letzten Quartal mehr investiert zu haben. Dagegen erklären 45 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen zurückgefahren zu haben.

Auch beim Blick auf die Beschäftigtenzahlen herrscht Stagnation vor. Der Fachkräftebedarf ist und bleibt eine Achillesferse der Unternehmen. Lediglich neun Prozent der Befragten geben an, heute mehr Mitarbeiter zu beschäftigen als im Vorjahr. Fast jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) beschäftigt heute weniger Angestellte als noch im Frühjahr 2024.

Zu schaffen macht den Unternehmen auch die Entwicklung der Einkaufs- und Verkaufspreise. Sie hat im Vorjahresvergleich wieder an Dynamik gewonnen. Zwei Drittel der Befragten melden steigende Einkaufspreise. Vier von zehn Betrieben haben daher ihre Verkaufspreise bereits erhöht, fast jedes zweite Unternehmen plant dies zu tun.

Die komplette Konjunkturanalyse finden Sie unter: www.hwk-dresden.de/konjunktur

Für die Konjunkturanalyse wurden vom 7. bis 31. März 2025 3.010 Betriebe im Kammerbezirk Dresden, zudem die Landeshauptstadt Dresden sowie die Landkreise Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gehören, befragt. Die Rücklaufquote der Befragung betrug rund 22 Prozent. Damit sind Umfrageergebnisse repräsentativ.

Studie „Mehr Zeit fürs Handwerk, weniger Papier“

Unter dem Titel „Mehr Zeit fürs Handwerk, weniger Papier: Bürokratiebelastung im Metallhandwerk und Vorschläge zur Entlastung der Unternehmen“ hat die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Bielefeld im Auftrag der Handwerkskammer Dresden eine Studie zur Bürokratiebelastung für kleine und mittlere Betriebe im Metallhandwerk erstellt.

Auf Basis einer Befragung unter Metallbaubetrieben mit fünf bis 15 Mitarbeitern im Kammerbezirk Dresden im vergangenen Jahr wurden dabei zunächst 102 bürokratische Pflichten identifiziert, die diese Betriebe zu erfüllen haben. Dafür müssen insgesamt 596 Arbeitsstunden pro Jahr aufgewendet werden. Umgerechnet in Arbeitstage ergibt das jährlich 75 Arbeitstage. Das entspricht bei einer 5-Tage-Woche rund 30 Prozent der Arbeitszeit. Laut den Umfrageergebnissen liegen die Zusatzkosten durch die Bürokratie bei rund 22.000 Euro pro Jahr und Unternehmen.

In zwei sich anschließenden Workshops mit Metallbau-Unternehmern aus dem Kammerbezirk Dresden wurden unter der Leitung der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Bielefeld alle Bürokratiepflichten auf ihre Praktikabilität und die Regulierungskosten untersucht.

Daraus konnten sieben Handlungsempfehlungen zum Bürokratieabbau entwickelt werden:

  1. Reduzierung der Belastung durch Statistikpflichten
  2. Entlastung kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) beim Datenschutz
  3. Flexibilisierung der Arbeitszeiten
  4. Aufhebung wiederholter Auskunftspflichten gegenüber der Agentur für Arbeit im Rahmen der Arbeitsförderung
  5. Verkürzung der Aufbewahrungsfristen von Unterlagen nach Handels- und Steuerrecht
  6. Vereinfachungen bei Gefährdungsbeurteilungen
  7. Abschaffung von Aushangpflichten

Die Handlungsempfehlungen sind mit konkreten Vorschlägen unterlegt. „Mit dieser Studie können wir gegenüber der Bundes- und Landespolitik nicht nur ganz klar sagen, wie hoch die bürokratische Belastung für kleine und mittlere Unternehmen im Handwerk inzwischen ist, sondern zeigen klar auf, wie die Betriebe entlastet werden können“, so Handwerkskammer-Präsident Jörg Dittrich. „Nun ist die Politik in der Pflicht.“

Die komplette Studie „Mehr Zeit fürs Handwerk, weniger Papier“ finden Sie unter: www.hwk-dresden.de/buerokratiestudie