438 neue Meister – 58 Frauen und 380 Männer – haben am 25. September 2021 in der Messe Dresden feierlich ihren Meisterbrief erhalten. Dabei veranstaltete die Handwerkskammer Dresden – aufgrund des coronabedingten Doppeljahrgangs 2020/2021 – erstmals zwei Meisterfeiern an einem Tag. Unter dem Motto „Meister 2020/2021. Vom Handwerk infiziert und systemrelevant.“ wurde die künftige Handwerkselite von zahlreichen Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft und Handwerk geehrt. In 26 unterschiedlichen Gewerken hatten die Handwerker den „Großen Befähigungsnachweis“ in diesem und dem vergangenen Jahr erworben.
Dabei waren beide Jahrgänge durch die Corona-Pandemie geprägt, wie auch Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, in seiner Festrede verdeutlichte. Doch er appellierte: „Lassen Sie uns nach vorn schauen! Hier sitzt die Zukunft Deutschlands. Das Handwerk gestaltet den Wandel. Dabei sind Ihre Chancen durch Ihre Qualifikation herausragend. Selbstständigkeit, selbst junge Menschen ausbilden, sich ehrenamtlich engagieren und einmischen – aber auch in Frage stellen. Tun Sie das!“ Augenzwinkernd ergänzte Dittrich, selbst Dachdeckermeister: „Man muss nicht Handwerker werden, um glücklich zu sein. Aber es hilft ungemein.“
Einen besonderen Denkanstoß gab Festredner und Nachhaltigkeitsexperte Prof. Dr. Michael Braungart den neuen Meistern und ihren Gästen mit auf den Weg. Unter dem Motto „Nachhaltigkeit – neu denken!“ konzentrierte er sich auf das von ihm mitentwickelte „Cradle-to-Cradle“-Prinzip. Bei diesem Kreislauf existieren keine „Abfälle“ mehr – alle Produkte entstehen aus Nährstoffen, die anschließend in die Bio- oder Technosphäre gehen können. „Mit Cradle to Cradle bekommt das Handwerk eine besondere und zusätzliche Bedeutung, wenn es darum geht, Dinge zu erreichen, die für die Umwelt und die Gesundheit gleichermaßen geeignet sind. Daraus folgt eine wesentlich höhere Wertschöpfung im Handwerk, da alle Dinge so gestaltet werden müssen, dass deren Wiederverwendung und -nutzung ermöglicht wird“, erläuterte der Wissenschaftler. Dafür brauche es „ein hochmotiviertes und qualifiziertes Handwerk“, appellierte er an die Meisterinnen und Meister.
Stellvertretend für die 438 neuen Meister sprachen Uhrmachermeister Sandro Schubert aus Pirna und Tischlermeister Chris-Albert Gebhardt aus Herlasgrün im Vogtland. „Der Meisterbrief ist für mich heute mehr als nur Nachweis für fachliches und theoretisches Können, sondern vor allem der Grundstein für eine selbstbestimmte und selbstständige berufliche Zukunft und auch der Schritt zurück in die sächsische Heimat“, so Uhrmachermeister Schubert, der aus Frankfurt/Main zurück nach Pirna kommt. Er appellierte zugleich in Richtung Politik: „Es braucht politische Unterstützung für junge Handwerkerinnen und Handwerker beim Thema Gründung und Übernahme, denn wir im Handwerk wollen hier vor Ort Zukunft sichern und die Region gestalten.“ Wo der Schuh drückt verdeutlichte auch Tischlermeister Gebhardt: „Fördermittelanträge, Genehmigungsverfahren, Dokumentationspflichten, Buchhaltungsaufgaben, Auftragsabwicklungen, elektronische Zeiterfassungen, Steuerfragen und vieles mehr – was für ein Bürokratieaufwand! Handwerkliche Arbeiten rücken zwangsläufig in den Hintergrund und binden wichtige Arbeitszeit. Unsere Kernarbeit sollte doch aber unser Handwerk sein!“ Den Weg in die Selbstständigkeit will er trotzdem gehen und in den nächsten Jahren in die Fußstapfen von Vater und Großvater treten und den Familienbetrieb übernehmen. Mit dem Meisterabschluss ist dabei ein wichtiger Meilenstein erreicht. Als „kräftezerrend und durch die Pandemie-Situation zusätzlich deutlich erschwert“ beschreibt Gebhardt den Weg zum Meisterbrief. Aber sie alle hätten es geschafft: „Dies gelang durch unser Knowhow, unsere Motivation und unsere Liebe zu unserem Handwerk – denn wir wissen und lieben, was wir tun.“
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer gratulierte in einem Grußwort den neuen Meistern: „Die Handwerksbetriebe sind eine tragende Säule unserer sächsischen Wirtschaft und auch ein Stück Heimat. Sie stehen für Qualität, Kompetenz, Leidenschaft und Kreativität. Zu ihrem erfolgreichen Abschluss gratuliere ich allen Meisterinnen und Meistern recht herzlich. Fachkräfte wie Sie sichern die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks und stärken die sächsische Wirtschaft insgesamt.“
Auch Thomas Schmidt, Staatsminister für Regionalentwicklung, überbrachte den neuen Meisterinnen und Meistern Glückwünsche: „Ob es um frische Brötchen für den Frühstückstisch geht, den fehlenden Dachziegel oder die fällige Durchsicht am Auto – ohne Handwerker läuft nichts. Darum freue ich mich, wenn junge Leute einen Beruf im Handwerk ergreifen, sich weiterbilden, um Handwerksmeister zu werden und dann selbst Lehrlinge ausbilden. Handwerk hat nicht nur den sprichwörtlichen goldenen Boden. Es wird vor allem von uns allen gebraucht.“
Meisterbonus
403 Absolventen (71 Frauen und 332 Männer) dürfen sich zudem über den Meisterbonus in Höhe von 1.000 Euro freuen. Um das Engagement der Meisterinnen und Meister zu würdigen, wurde dieser 2016 von der Landesregierung für alle Absolventen, die in Sachsen leben oder arbeiten, eingeführt. Der Meisterbonus beträgt aktuell 1.000 Euro. „Wir arbeiten aber weiter daran, dass dieser Betrag vom Freistaat mindestens verdoppelt wird“, versprach Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, im Rahmen der Meisterfeier.
Zahlen und Fakten
In insgesamt 26 Handwerksberufen haben die 438 frischgebackenen Meisterinnen und Meister ihren Abschluss gemacht. Die größte Gruppe – insgesamt 65 – stellen dabei die Kraftfahrzeugtechniker. Es folgen Installateur- und Heizungsbauer (42), Orthopädieschuhmacher (38) sowie Elektrotechniker und Metallbauer (jeweils 28). Es gibt aber auch Gewerke – Schilder- und Lichtreklamehersteller, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger sowie Steinmetz und Steinbildhauer –, in denen es diesmal im Kammerbezirk Dresden einen bzw. zwei Absolventen im Meisterstudium gibt.
Dabei kommen die Absolventen nicht nur aus Sachsen, sondern auch aus 13 weiteren Bundesländern – von Bayern bis Schleswig-Holstein, von Nordrhein-Westfalen bis Brandenburg. Ein Meister kommt sogar aus Belgien. Doch nicht nur mit Blick auf die Gewerke oder die regionale Herkunft zeigt sich ein breites Spektrum: Der jüngste Meister ist gerade einmal 21 Jahre alt, der älteste Absolvent ist 54 Jahre.
Im Kammerbezirk Dresden, zu dem die Landkreise Bautzen, Görlitz, Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie die Landeshauptstadt Dresden gehören, haben seit 1990 über 17.200 Handwerker ihr Meisterstudium abgeschlossen.